Von DIRK DANNEMANN -
Germany
Eckhard Stöhr - Dirk Dannemann
Einmal Hamburg - Hardebek -
Hafen und zurück
Als Pfeifen-Narr, als Pfeifen-Verrückter
scheut man eben keine Mühe, nicht einmal die einer strapaziösen und
abenteuerlichen Reise, um mit Hobby-Freunden zusammen zu treffen, Neues zu sehen
oder einem Pfeifenmacher in seiner Werkstatt über die Schulter zu
schauen.
Eckhard Stöhr
Also fasste ich gegen Ende des
vergangenen Jahres den Entschluss, neben den einschlägigen heimischen
Stammtischen in Florstadt, Wetzlar, Gießen und Rodgau auch einmal unsere
Hamburger Pfeifenfreunde zu besuchen. Mit meinem Gastgeber, Andreas Harm, war
schnell ein passender Termin gefunden, und ich ging an das Wagnis, mir eine
Bahnreise über das Internet zu buchen. Schließlich sollte es eine rundum
entspannende Pfeifen-Erlebnis-Reise werden.
Travemünde
Der langen Rede kurzer Sinn: Einmal
Hamburg hin und zurück erster Klasse gab es zu einem Sparpreis, mit dem ich mein
Auto noch nicht einmal hätte warmlaufen lassen können. Gießen-Kassel Interregio,
Kassel-Hamburg ICE. Das ganze in kaum vier Stunden, lässig zurückgelehnt in
einen Ledersitz. Dachte ich. Natürlich, der geneigte Leser ahnt es: es kam
anders. In Kassel bestieg ich also meinen planmäßigen ICE, weit vorne, ich
konnte ja gemütlich im Zug bis zu meinem Abteil durchschlendern. Der Sitzplatz
war natürlich reserviert. Dabei übersah ich allerdings, dass auf dem Nebengleis
ein weiterer ICE mit Fahrtrichtung Hamburg stand. Er war mit einem technischen
Defekt ausgefallen und die dort untergebrachten Fahrgäste strömten zeitgleich
mit mir in meinen planmäßigen Zug. Ich mache es kurz: Mit gemütlich nach hinten
Durchgehen war es nichts. Ich blieb wohl schon im zweiten Waggon stecken -
zwischen ca. zehn angeschickerten Damen, die neben vielsagenden T-Shirts mit der
Aufschrift "Mädels on Tour" jeweils auch noch Prosecco in Dosen trugen. Da stand
ich also einen großen Teil der Fahrt über eingepfercht, hatte nur Bewegung, wenn
es tatsächlich jemand wagte, in der trügerischen Hoffnung auf einen Sitzplatz
über die in den Gängen stehenden Fahrgäste zu steigen. Mir blieb nichts anderes
übrig, als dann mit einem der Mädels on Tour - in wechselnder Besetzung -
gemeinsam das hinter mir liegende Zug-WC aufzusuchen, um den Passanten den Weg
frei zu geben.
Miniatur Wunderland Hamburg
Immerhin, irgendwann erreichte ich den
Hamburger Hauptbahnhof, wo mich Andreas Harm, mein Gastgeber für die nächsten
Tage, in Empfang nahm und gleich zu einer kleinen Sightseeing-Rundfahrt durch
Hamburg einlud. Viel hat sich verändert, seit ich das letzte Mal in der
Hansestadt zu Besuch war.
Landungsbrücken Hamburg
Jetzt Zeitraffer: Nach der
Stadtrundfahrt auf meinen ganz besonderen Wunsch hin Abstecher zum
Willkomm-Höft, dem Schulauer Fährhaus in Wedel, von wo aus die auf der Elbe in
den Hamburger Hafen schippernden Kähne mit ihrer Nationalhymne begrüßt werden.
Dann: warmherziger Empfang und Besichtigung in Estervals Pipehouse, dem kleinen
Himmelreich für jeden Bruyere-Fan. Mann, was gibt es hier für Schätzchen,
Raritäten und Pfeifen-Zubehör aus Zeiten, als es noch keine Plaste und Elaste
gab. Von den Wänden lachen dem Besuch in Öl gebannte, bärtige Käuze mit ihren
alten Rauchhölzern entgegen. Es stapeln sich Kisten, Kästen und Kartons mit für
den Versand vorbereiteten Tabaklieferungen und alten Pfeifensammlungen, die auf
ihre Aufarbeitung warten oder fotografiert werden wollen. Ein Paradies! Ein
Museum! Und doch ein Pfeifen-Handel, in dem im wahrsten Sinne des Wortes "die
Post abgeht".
Schleswig-Holstein
Dann: Rundfahrt durch eine zu diesem
Zeitpünkt überschwemmte norddeutsche Landschaft und schließlich der angestrebte
Pfeifenstammtisch im Hotel Engel in Hamburg, ein gemütliches Beisammensitzen mit
alten Pfeifenfreunden wie Eckhard Stöhr, Uwe Reichert, Manuel René Heitmann,
Holger Haettich, Andreas Harm und anderen. Es war einfach nur schön und
bescherte mir schließlich auch meine Pfeife des Jahres 2011, die ich von Ecki
Stöhr, meinem Lieblings-Pfeifenmacher, erwarb. Auch aus dem Hause Reichert gab
es übrigens eine Pfeife, die ich immer wieder und mit großem Vergnügen
rauche.
Meine Pfeife des Jahres 2011 von Eckhard
Stöhr
Aber als wäre das alles noch nicht genug
der Hamburger Gastfreundschaft gewesen, wurden Andreas Harm, Manuel und ich für
den nächsten Tag von Eckhard Stöhr in dessen Lübecker Heimat eingeladen. Ein
unbeschreibliches Highlight war eine mehrstündige Tour auf seinem Boot durch
Lübeck und seinen Hafen. Danke dafür, es war ein unvergessliches
Erlebnis!
Lübeck
Ich müsste jetzt noch ein paar Seiten
füllen mit den Dingen, die mir bei meinem viertägigen Kurztripp geboten wurden.
Es war mit Abstand nicht nur das Pfeifenerlebnis des Jahres sondern auch der
unvergessliche Kurzurlaub schlechthin. Die Schilderung meiner
Erster-Klasse-Bahn-Rückreise erspare ich dem geneigten Leser. Ich sage nur:
Unwetter, Streckensperrung, Umleitung, vier Stunden Verspätung, Ankunft nachts
um zwei in Gießen, und wieder keine erste Klasse. Aber macht ja nichts: der Weg
war das Ziel! Und kann man entspannter und zufriedener aussehen als ich auf dem
folgenden Foto?
Dirk Dannemann
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freundlicher Unterstützung von Dirk Dannemann |