Von DIRK DANNEMANN -
Germany
Pipe-Show Lohmar 2012
Die 7. Lohmarer Pfeifen-Messe -
die Villa platzt aus allen Nähten
Im Kino gibt es einen Kartenabreißer, im
Supermarkt eine Drehtür mit Zählwerk, bei der Bundeswehr wird durchgezählt.
Selbst seine Schritte kann man heute nach einem Spaziergang nachverfolgen. Nur
bei der Pfeifen-Messe in Lohmar - da gibt es nichts von alledem. Bestenfalls
weiß man, wie viele Aussteller da hinter den innen und außen aufgebauten Tischen
hocken. Aber ob es 100, 500 , 1000 oder noch mehr Besucher waren, die sich da am
31. März 2012 im Saal der kleinen Villa Friedlinde in der Bachstraße - oder in
den beiden Zelten auf der Terrasse davor - tummelten, das wird man wohl nicht
erfahren.
Dirk Dannemann
Die nunmehr 7. Lohmarer Pfeifen-Messe,
abermals traumhaft organisiert von Volker Bier und Jürgen Hover, war wieder ein
Publikumsmagnet für Pfeifenfreunde aus allen vier Himmelsrichtungen, die Villa
platzte aus allen Nähten. Nur die, die von Anfang an dabei waren, wie etwa der
Marburger Pfeifenmacher Frank Stollenwerk, können ermessen, was sich da im Laufe
der Jahre entwickelt hat. Aus einem eher intimen Treffen einiger Insider und
ortsnaher Besucher ist ein in Pfeifenkreisen bundesweit beachtetes Mega-Ereignis
geworden. Die Gründe liegen auf der Hand: Gutes wird zum Selbstläufer und das
Internet ist ein beachtenswerter Multiplikator. Man kennt sich nicht nur mehr
von Stammtischen sondern aus etlichen Pfeifenforen und von Youtube.
Die 7. Lohmarer Pfeifen-Messe - 2012 Das Video Pipe-Show Lohmar 2012
auf dem YouTube-Kanal von Dirk Dannemann
Es ist schon erstaunlich, wie groß die
Anziehungskraft einiger kleiner Stücke Bruyereholz mit eingesteckten Acryl- oder
Ebonitmundstücken ist. Natürlich: bearbeitet, geformt, künstlerisch oder
fantasievoll gestaltet sind sie schon, die Kantel, die dort feilgeboten werden.
Pfeifenmacher, Pfeifenkünstler, Pfeifendesigner und Pfeifenschnitzer haben dafür
gesorgt. Und an diesem Wochenende ist ein großer Teil von ihnen in Lohmar
vertreten. Pfeifenkunst zum Anfassen, quasi. Man kann mit denen reden, deren
Stücke man sonst nur im Geschäft oder im Internet sieht. Fragen stellen, Wünsche
äußern - in Lohmar ist das alles möglich. Da sitzt gleich vorn Ken Dederichs mit
feinen Rauchhölzern im Zeichen der gebuckelten Katze und keinen Meter weiter
hocken die zwei sympathischen "Eifel-Pfeifen", Gerd Faßbänder und Heinz-Günther
Döteberg. Gerade mal das zweite Jahr in Lohmar, liegen da mittlerweile
wohlgeformte Bruyerelinge auf ihrem Tisch. Dann kauert da ein Kunde vor dem
Ausstellungstischchen mit Schönheiten aus der Werkstatt von Heiner Nonnenbroich.
Der sitzt - in sich ruhend - auf der anderen Seite, lächelt und
plaudert.
"Eifel-Pfeifen", Gerd Faßbänder und Heinz-Günther
Döteberg
Gegenüber finden sich die Nordlichter
Uwe Reichert und Eckhard Stöhr in friedlicher Koexistenz neben dem "Südstaatler"
Markus Meyer, der hinter dem umfangreichen Pfeifensortiment gemeinsam mit seiner
Frau residiert. Kaum einen Meter weiter bietet der gut gelaunte Sachse Jürgen
Börner seine Ware feil: Pfeifen mit und ohne Filter und natürlich seine
wundervollen Stopfer. Daneben dann wieder ein Newcomer, dessen Pfeifen man das
"new" nun wirklich nicht ansieht. Wir erinnern uns: 2011 stand Valeri Stoll das
erste Mal in Lohmar hinter dem Tisch. Damals schon mit Stücken erster Wahl. Was
soll man sagen: er ist noch besser geworden. Erstklassige Verarbeitung, elegante
Formengebung, Finish vom Feinsten.
Auswahl: Werner Mummert
Einer, der sich schon lange auf dieser
Ebene bewegt, steht um die Ecke, gleich neben den filigranen Stücken der
"Foundation" von Peter Hemmer und Massimo Musio: Werner Mummert zeigt nicht nur
Rochen-überzogenes, Gestrahltes und Glattes, er hat das Wort Pfeifen-Kunst
mehrfach wörtlich genommen. Übrigens wie auch sein Kollege Klaus Zenz aus
Österreich, der als gelernter Kunst-Schreiner sein Handwerk zwar an größeren
Objekten gelernt hat, aber jetzt durchaus in Handliches umsetzt. Ja, und
schließlich die Reihe der mehr oder weniger jungen Neuen, die Pfeifen bauen, als
hätten noch nie etwas anderes getan: Carsten Ringling, Dirk Heinemann, Steffen
Müller und am Ende der Reihe - und das ist keine Wertung - Murat Dölen.
Quantensprünge haben sie gemacht in den letzten Monaten. Nicht zuletzt, weil die
erfahrenen "Altmeister" viele von ihnen unter ihre Fittiche genommen haben. Es
gibt wohl keine andere Branche, in der die Erfolgreichen ihr Wissen so
bereitwillig an den Nachwuchs weitergeben.
Holger Haettich
Wer schon einmal in Lohmar war, der
weiß, dass nur eiserne Disziplin und ein zuvor eng geschnürtes Budget davor
bewahren können, den Gegenwert eines gebrauchten Kleinwagens in Rauchhölzer
umzusetzen. Da kommt es gerade recht, dass in der Villa Friedlinde auch ein
Umschlagplatz mit erschwinglichen Estates gepflegt wird, auf dem Achim Frank,
Holger Haettich, Olaf Langner und Klaus Hahn Stücke namhafter Herkunft
feilbieten, die man sich ansonsten - im Neu-Zustand - wohl nicht gegönnt hätte
oder hätte gönnen können. Da kann nun wirklich niemand mehr behaupten, das
Pfeife-Rauchen sei ein nicht erschwingliches Hobby. Schöne Stücke gibt es schon
für kleines Geld. Und wer dann noch ganz sparsam ist, der kämpft sich durch die
Menschentraube vor den Ständen von Holmer Knudsen oder Hans Wiedemann und stopft
sich eine Probefüllung der dort angebotenen Tabaken in das frisch erworbene
Pfeifchen. Nur: mit dieser Lösung kommt man nicht durchs Jahr. Natürlich kann
man auch abwarten. Die 8. Lohmarer Pipe-Show ist sicher schon wieder in
Planung.
Holmer Knudsen
Noch eine Anmerkung: Manch einer wird
seinen Namen in diesem kleinen Bericht vermissen. Das ist kein böser Wille, das
ist keine Wertung. Aber an irgendeiner Stelle muss immer ein Punkt gemacht
werden. Täte der Autor dieser Zeilen dies nicht, dann würde er jetzt noch
schreiben: auch über die überwältigende After-Show-Party, über 500 Gramm schwere
argentinische Rinderfilets, handballgroße Eisbecher oder das köstliche
Salatdressing, das auf seiner Jacke landete.
Dirk Dannemann
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freundlicher Unterstützung von Dirk Dannemann |