Skandinavische Freehandpfeifen
Bo Nordh
Einleitung
Der vorliegende Bericht ist der Versuch eines kurzen geschichtlichen Abrisses der Entstehung und Fortentwicklung der skandinavischen Freehandpfeife. Der Artikel basiert in einigen Teilen auf einer Vorarbeit von Jakob Groth in englischer Sprache, mit dessen ausdrücklicher Erlaubnis wesentliche Aspekte, insbesondere die Zuordnung der einzelnen Pfeifenmacher zu den bekannten Schulen und Werkstätten, übernommen wurden. Jakob Groth hat viele Jahre in dem legendären Geschäft Pibe Dan gearbeitet.
Das Anliegen dieser Darstellung ist es, einen Überblick über die gesamten Umstände zu geben, in der sich diese spezielle „Pfeifenszene“ entwickelt hat, und die betreffenden Hauptakteure zu zeigen. Der Pfeifenfreund kann aus der Darstellung einige Hintergrundinformationen über die Pfeifen entnehmen, die er besitzt bzw. für die er sich besonders interessieren mag. Die Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Kommentare und Hinweise sind stets willkommen.
Da wir uns auf Pfeifenmacher konzentrieren wollen, soll zunächst eine Definition folgen. Unter einem Pfeifenmacher soll jemand verstanden werden, der seine Pfeifen von Anfang bis zu Ende komplett selbst herstellt. Die Pfeife ist das Produkt nur einer Person; er kümmert sich um den ganzen Prozess vom Entwurf bis zur fertigen Pfeife selbst. Weiterhin gestaltet ein Pfeifenmacher seine Pfeifen in sofern „von Hand“, als er auf Kopierfräsen und vorgefertigte Mundstücke verzichtet.
Um zu herauszustellen, was so neu war, soll kurz rekapituliert werden, dass es grundsätzlich drei Arten gibt, den Pfeifenkopf anzufertigen:
Eine Kopierfräse bearbeitet die eingespannte Bruyèrekantel nach einer Matritze, es entsteht eine Serie identischer Köpfe. Diese Methode wird traditionell von Pfeifefabriken verwendet. Der Pfeifenkörper wird vom Pfeifenmacher auf einer Drehbank mit Zwei-Backenfutter vorgedreht. Wenn Kanteln gedreht werden, werden sie natürlich runde Köpfe und Holme haben. Das überflüssige Holz am Kopf-Holm-Übergang wird dann mit dem Bandschleifer entfernt. Der Pfeifenkopf befindet sich in freier Hand entwickelt auf einer Schleifscheibe. Dies erlaubt dem Pfeifenmacher u.a. auch asymmetrische Formen zu machen.
In den 1950ern entwickelte Sixten Ivarsson seine Pfeifenformen, die heute als „Dänische Klassik“ bekannt sind. Zu derselben Zeit begann er, mit Stanwell zusammen zu arbeiten.
Stanwell war die während des Kriegs gegründete einzige dänische Pfeifefabrik, die später auch erhalten blieb, als wieder englische Pfeifen in Dänemark eingeführt wurden. Wir werden zu Stanwell zurückkehren, obwohl dort Fabrikpfeifen gefertigt werden. Sixten war immer offen, andere an seinen Ideen teilhaben zu lassen. Viele von Stanwells modernen Formen aus den 50ern und 60ern basieren auf Entwürfen von Sixten Ivarsson. Auf diese Weise wurde dänisches Pfeifendesign weltweit durch Stanwell populär gemacht, genau so, wie sich dänisches Design auch bei anderen Gebrauchsgegenständen zunehmender Beliebtheit erfreute (s.a. Gert Holbek).
Die 1960ger Jahre brachten den dänischen Pfeifen den allgemeinen Durchbruch. Es gab ein enormes Wachstum am Export sowohl für Fabrikpfeifen als auch für Unikate von Pfeifenmachern. Dies ermöglichte den Start für viele neuen Pfeifenmachern und Werkstätten in Dänemark. Mehrere Werkstätten wurden sogar Schulen für verschiedene Richtungen unter den Pfeifenmachern, vielen von ihnen sind immer noch berühmt. Sogar heute ist es oft noch möglich, die charakteristischen Merkmale zuerkennen und den einzelnen Schulen zuzuordnen in denen der jeweilige Pfeifenmacher gelernt hat.
Sixten Ivarsson und seine Schule
Es besteht dahingehend Einigkeit, dass die Geschichte der skandinavischen Pfeifenmacher mit einem Schweden beginnt: Während des zweiten Weltkriegs lebte Sixten Ivarsson (1910 – 2001) in Kopenhagen und bearbeitete als Schuldeneintreiber.
Als dar Holm seiner Pfeife brach, ging er zu einer damals bekannten Werkstatt - Suhrs Pibemageri (Teofil Suhrs Pfeifen-Werkstatt in Kopenhagen), um seine Pfeife reparieren zu lassen. Leider war der zuständige Handwerker gerade für längere Zeit krank, so dass Sixten die Pfeife selbst in Ordnung bringen musste. Er tat dieses so gut und mit unverkennbarem Geschick, dass ihm sofort Arbeit angeboten wurde. Während des Kriegs war es praktisch unmöglich, neue Pfeifen zu kaufen, weshalb Sixten durch die Reparaturarbeiten reichlich zu tun hatte. Dadurch lernte Sixten viel darüber wie Pfeifen gemacht und, eventuell wichtiger, wie sie besser nicht gemacht werden sollten.
Nach dem Krieg war es wieder möglich, Bruyère zu importieren, und Sixten begann, neben der Reparaturtätigkeit, zu experimentieren und seine eigenen Pfeifen zu machen. Da zu dieser Zeit es immer noch nicht möglich war, die begehrten englischen Bruyèrepfeifen wieder zu bekommen, war Sixten in der Lage, seine Pfeifen zu verkaufen, obwohl sie 5 bis 10-mal teurer waren als die dänischen Fabrikpfeifen.
Sixten Ivarsson begann also mit neuen Formen am Ende die 40ger und am Anfang der 50ger Jahre zu experimentieren. Vor dieser Zeit waren die Formen hauptsächlich klassisch. Die wenigen Formen, die nicht klassisch waren, waren oft wenig harmonisch. Sixten war der Erste, der die Köpfe weiter ausformte und die sogenannte Freehand-Pfeife schuf.
Sixten Ivarsson
Viele seiner Formen hatten einen "Tropfen" unter dem Kopf, so dass der Kopf z.B. wie ein Ei aussah (z.B. Kibitz-Ei).
Eine andere, neue Sache war der technische Perfektionismus. Heute erwarten wir von einem Pfeifenmacher, der die meiste Arbeit mit der Hand ausführt, das im Ergebnis eine Pfeife entsteht, die seinen Vorstellungen entspricht, eine perfekte Bohrung hat, einen komfortablen Biss, einer absolut glatte Oberfläche an Kopf und Mundstück, eine schöne Maserung und in anderen technischen Aspekten den Vorstellungen entspricht. Aber zu dieser Zeit waren die meisten Fabrikpfeifen mehr oder weniger unvollkommen. Sixten erhöhte auch die technische Qualität.
Eine andere Spezialität von Sixten war seine Verwendung von verschiedenen Materialien wie Bambus, Horn oder sogar Rinderknochen. Diese Materialien waren zuvor auf gleiche, elegante Weise nicht verwendet worden. Als Sixten nach dem Krieg begann, war Bruyère sehr knapp. Also musste Sixten kreativ mit den Blöcken umgehen. Es wird unter anderen Pfeifeherstellern erzählt, dass, wenn ein "normaler" Pfeifenmacher eine Pfeife aus einer vorhandenen Kantel machen konnte, Sixten drei machen würde. Um mehr Köpfe aus einem Block zu bekommen, mussten die Köpfe ziemlich kurze Holme haben und, um eine perfekte Form zu bekommen, mussten die Holme mit einem anderen Material verlängert werden.
Sixten wurde im Jahr 1910 geboren und starb, wie oben geschrieben, 2001. Er machte seine letzten Pfeifen im Jahr 1992-1993. Er hatte nie mehr als ca. 200 Pfeifen pro Jahr angefertigt die in vielen Ländern wie Japan, Dänemark, Deutschland und den USA verkauft wurden, um nur einige zu benennen. Sixten hörte 1965 auf, seine Pfeifen zu klassifizieren.
Jess Chonowitsch
Sixten Ivarsson war nicht nur dar erste bedeutende Pfeifenmacher in o.g. Sinne, er war auch ein sehr guter Lehrer. Eines von Sixtens Leitsprüchen war, "es ist der ein schlechter Lehrer, der seinem Studenten nicht erlaubt, besser als er selbst zu werden". Manche Pfeifenmacher hatten direkt das Vergnügen, von Sixten unterrichtet zu werden, während viele andere indirekte Inspirationen bekamen. Unter den Pfeifenmachern, die von Sixten unterrichtet oder angeleitet wurden, sind viele bekannte Namen, wie: sein Sohn Lars Ivarsson, Jorn Micke, Jess Chonowitsch und Bo Nordh, aber auch Hiroyuki Tokutomi und andere Pfeifenmacher aus Japan, sowie selbstverständlich auch Enkelin Nanna Ivarsson.
Typisch für Sixtens Schule war, dass er immer sehr gute Qualität in der Ausführung hervorhob. Alle Details mussten mit einem hohen Grad an Vollkommenheit gemacht werden. Es war Sixten sehr wichtig, dass die Pfeifen gute Rauchinstrumente waren, obwohl seine Pfeifen auch von der Formensprache aufwendiger waren, als in den anderen Schulen der Fall war. Viele dieser Pfeifen können als die Arbeit von einem Bildhauer betrachtet werden, der das Beste aus den Bruyere herausholen wollte, was dieses interessante Material hergab. Dies bedeutet, dass viele der Pfeifen in weichen und fließenden Formen gehalten und durchaus asymmetrisch sind. Oft wurden die Pfeifen in verschiedenen braunen Schattierungen gebeizt.
Poul Rasmussen und seine Schule
Poul Rasmussen war der zweite Pfeifenmacher in Dänemark. Er der Leiter der Werkstatt bei Suhrs, nachdem Sixten gegangen war. Dort waren viele Pfeifen zu reparieren. Später führte Rasmussen seinen eigenen Werkstatt in der Hornemannsgade ein.
Seine Pfeifen hat er nicht oder nur selten mit seinem Namen gestempelt. Unklar ist auch, ob der heute von Anne Julie verwendete rot-weiße Punkt das ursprüngliche Symbol von Suhrs war, wofür das Vorhandensein entsprechender Pfeifen spricht oder ob es das Logo von Poul Rasmussen selbst war. Die Pfeifen der 1960ger Jahre aus dem Umfeld von Poul Rasmussen waren jedenfalls in dem Maße klassisch-strenger geblieben, je mehr sich im Umfeld von Sixten Ivarsson verspielt-fließende Formen entwickelten.
Es gibt viele klassische Formen, die gar nicht so weit von den Fabrikformen entfernt sind, aber oft ziemlich schlank und mit leicht schräg ausgestellten Köpfen.
In dieser Schule wurde auch die Kontrastfärbung zum hervorheben der Maserung maßgeblich entwickelt, wenngleich sie von Sixten ursprünglich eingeführt wurde.
Poul Rasmussen
Als Poul Rasmussen im Jahr 1967 an Herzschwäche starb, schrieb einer seiner Schüler: "Seine größte Bedeutung für die Zukunft der dänischen handgemachten Pfeifen ist, das aus seiner Werkstatt viele unserer am meisten verehrten Pfeifekünstler hervorgegangen sind, die Poul Rasmussen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten verdanken. Sie arbeiten jetzt selbständig auf der Basis, die er schuf. Einige Namen aus dieser Schule sind: Emil Chonowitsch, Jess Chonowitsch, Bjorn Bengtsson, Tom Eltang und natürlich, Anne Julie, die Witwe von Poul Rasmussen.
Jess Chonowitsch ist der einzige namhafte Pfeifenmacher, der also in beiden Schulen, zunächst bei Poul Rasmussen und dann bei Sixten Ivarsson ausgebildet wurde.
Die Werkstatt von W.O. Larsen und andere ladenbezogene Werkstätten
W.O. Larsen, Dänemarks ältestes und wahrscheinlich berühmtestes Pfeifen- und Tabakgeschäft, befand sich (bis 2004) im Zentrum von Kopenhagen in der wichtigsten Fußgängerzone die Stroget genant wird obgleich sie aus eine Reihe von Straßen besteht, die ganz anders heißen. Am Anfang der 60er hatte das Geschäft begonnen, dänische handgemachte Pfeifen besonders von Poul Rasmussen zu verkaufen. Dies ging sehr gut, und Poul Rasmussen konnte mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Ole W.O. Larsen - mit seinem dynamischen Geschäftsmanager Svend Bang beschlossen, seine eigene Werkstatt in Räumen neben dem Geschäft einzuführen.
Der erste Leiter der Pfeifenwerkstatt war Svend Knudsen, aber er machte sich bald selbständig. Der nächste Leiter war Hans Nielsen, besser bekannt als "Former" (benannte nach dem verstorbenen britischen Schauspieler George Formby, mit dem er eine Ähnlichkeit hatte). Unter der Leitung von Former wuchs die Werkstatt, und W.O. Larsens Pfeifen gewannen einen sehr guten Name im Ausland. Unter den bei bzw. für Larsen tätigen Tätigen finden sich heute bekannte Namen: Else Larsen (Dänemarks erste Pfeifenmacherin), Poul Ilsted, Ph. Vigen, Teddy Knudsen, Tonni Nielsen, Peter Hedegaard, Bennie Jörgensen und Sören Refbjerg.
Typisch für W.O. Larsens Schule sind halbklassischen Formen. Das bedeutet, dass die klassische Formen variiert wurden und oftmals voller oder runder erscheinen. Die Pfeifen haben oft einen niedrigen Schwerpunkt. Beispielsweise hat eine Billiard einen mehr birnenförmigen Kopf und der Übergang zwischen Kopf und Holm ist deutlicher abgesetzt. Gelb und Orange sind häufig für das „finish“ verwendete Farben.
Ein anderes Geschäft, das hier erwähnt werden muss, ist Pibe-Dan (Pipe Dan), das leider im Jahr 1991 schloss. Pipe Dan war das Mekka Liebhaber von Handmades. Pibe Dan verkaufte viele der führenden Dänen. Eine Reihe nunmehr berühmter Pfeifenmacher verkauften dort ihre Werke (u.a. Gert Holbek, Björn of Sweden).
Phil Vigen
Die bei Pibe-Dan verkauften Pfeifen wurden, neben dem Stempel des Pfeifenmachers mit einem Stempel des Ladens versehen. Zum Geschäft gehörte auch eine Werkstatt, in der aber vorrangig Reparaturen ausgeführt wurden. Pibe Dan hatte eine Pfeifen-Linie, die "reformierte Form" genannt wurden, was bedeutete, das traditionelle Formen zugrundegelegt, aber umgestaltet worden. Einige der Pibe- Dan Pfeifen wurden in der Werkstatt durch Tom Eltang und Phil Vigen hergestellt.
Hans Hartmann
Noch eine andere Werkstatt, die einen sehr guten Ruf in den 1960ern hatte, war die Werkstatt von Hans Hartmann, obwohl aus ihr nie eine Schule hervorging. Der heute berühmteste Pfeifenmacher der aus dieser Werkstatt hervor ging war Per Hansen (Bang) der in seinen sehr jungen Tagen Inspiration von Hans Hartmann erhielt.
Preben Holm mit Poul Winslow
Neben diesen wichtigen Werkstätten entwickelten sich viele weiter Pfeifenfabriken. Dänisches Design hatte einen guten Ruf erworben und in den weniger teuren Linien wurde manche Semi-Freehand und viel Fancies verkauft, die die Pfeifenhersteller lange auf der Welle der Beliebtheit der Fancy-Pfeifen reiten ließ, was inzwichen zu einigem Verdruss gegenüber diesen Formen geführt haben mag. Protagonisten dieser Formen waren Preben Holm, Svend Axel Celius, Karl-Erik und Erik Nörding. Alle überlebten diesen Trend, weil sie die Fähigkeit hatten, ihre Formen zu verändern, als der Markt für „ausgefallene“ Pfeifen abnahm, und höhere Qualität gefordert war.
Bang - Pfeifen
Ulf Noltensmeier
Der Name Bang-Pfeifen ist ein wenig paradox, weil der Markenname nicht mit dem des Pfeifenmachers identisch ist. Svend Bang hatte große Erfahrungen in der Pfeifen- und Tabakwelt und war vor der Gründung seines eigenen Geschäfts (1968) der Geschäftsmanager bei W.O. Larsen in Kopenhagen.
Es gilt als ziemlich unwahrscheinlich, dass Bang selbst je Pfeifen gemacht hat, obgleich vor wenigen Jahren in Deutschland eine erstaunlich große Zahl von ungerauchten Pfeifen unter dem Label „Löfberg“ auftauchte, die angeblich von Svend Bang selbst stammen sollten.
Relativ bedeckt halten sich auch die gegenwärtigen Markeninhaber bezüglich der Tatsache und vor allem möglicher Namen von Pfeifenmachern, die vor ihnen für bzw. bei Svend Bang gearbeitet haben, obgleich stilistische Aspekte und ein besonderes Grading dafür sprechen. In seiner Vita erwähnt Ivan Holst Nielsen, dass der erste Pfeifenmacher bei Bang Peter Rafn geheißen habe, als sicher gilt auch, dass Jan Widelöv, den der Autor persönlich kennt, bei bzw. für Bang gearbeitet hat, ebenso Ph. Vigen.
Unstrittig ist jedoch, dass 1970 Per Hansen für Bang zu arbeiten begann; 1971 folgte Ulf Noltensmeier. Hansen hatte für eine kurze Zeit zusammen mit Preben Holm und Noltensmeier für eine kurze Zeit mit Anne Julie zusammen gearbeitet, bevor sie zu Bang gingen. Seit über 35 Jahre fertigen diese zwei Pfeifenmacher die Bang-Pfeifen an. Im Jahr 1984 ging Svend Bang in den Ruhestand und verkaufte die Gesellschaft an Per und Ulf.
Per Hansen
Wenn man die Arbeitsweise und die Werkstätten von vielen skandinavischen Pfeifenmachern kennt, wird man rasch merken, dass das Bang in vielerlei Hinsicht anders ist. Während fast alle Pfeifenmacher allein tätig sind, arbeiten Per und Ulf zusammen, aber jeder macht seine eigenen, unverkennbaren Pfeifen. Die moderne Werkstatt ist immer noch im Stadtbereich von Kopenhagen in einer Art Bürogebäude, während viele Pfeifenmachers es vorzogen, in einem Bauernhaus auf dem Lande oder nahe dem Meer zu leben. Per und Ulf gehen jeden Tag in der Stadt, um von 09:00 bis 17:00 zu arbeiten.
Vor einigen Jahren waren Pers Pfeifen oft gebogen und skulptural, während Ulfs Pfeifen klassischer schienen. Dies hat sich über die Jahre geändert und heute kann es schwierig sein zu bestimmen, wer eine bestimmte Pfeife gemacht hat. Sie sagen beide, dass sie von einigen der alten Meister beeinflusst werden, aber wovon sie wirklich profitieren, ist die gut funktionierende, enge Zusammenarbeit. Sie haben zusammen eine Anzahl von Formen und Linien entwickelt und somit einige der schönsten Pfeifen der Welt geschaffen. Sie verkaufen ihre Pfeifen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien, USA, Taiwan und Japan. Mit rund 200 Stück von jedem Pfeifenmacher pro Jahr können sie die Nachfrage nicht decken.
Eine Spezialität von Bang sind die sandgestrahlten Pfeifen. Sie machen das Sandstrahlen selbst, während andere Pfeifenmacher ihre Pfeifen oft zum Strahlen zu Stanwell schickten. Die gestrahlten Pfeifen haben normalerweise eine sehr tiefe Textur und ein unverwechselbares Grain, das sie sehr schön macht. Die Silberarbeit an den Pfeifen ist auch ziemlich einzigartig. Sie machen nicht nur silberne Bänder, sondern auch Windverschlüsse. Auch die Passform und das finish der Pfeifen ist absolut perfekt und die Mundstücke erscheinen schwärzer und glänzender als die vieler Anderer.
Svend Bang
Die Einstufung basiert auf einem System, welches von Svend Bang 1970 eingeführt wurde. Seit der Übernahme der Firma an die Pfeifenmacher im Jahr 1984 sind die Pfeifen gestempelt „ S. Bang København“ und klassifiziert nach: Schwarz Sand, gelbbraun Sand, 5-9 und A-D. Nur einzigartige Stücke werden nummeriert und oft, aber nicht durchgängig, mit den Initialen des tatsächlichen Pfeifeherstellers gestempelt (PH-Wert für Per Hansen oder die UN für Ulf Noltensmeier).
Gert Holbek
Gert Holbek ist wahrscheinlich der älteste dänische Pfeifenmacher - nach dem Tod von Sixten Ivarsson - da Gert Holbek bereits 1928 geboren wurde. Es ist sicher, dass er der älteste aktive Pfeifenmacher ist, und er ist bestimmt der, der die längste Zeit im Geschäft ist. Er begann mit Poul Rasmussen im Jahr 1953. Nach 1 ½ Jahren und mehr als zehntausend Instandsetzungen (Holbek), eröffnete er seine eigene Werkstatt und hat seither Pfeifen gemacht.
Für eine Reihe von Jahren, als er etwa zweihundert Pfeifen pro Jahr machte, wurden sie alle durch Pibe-Dan verkauft, bis der Laden im Jahr 1991 schloss. Pibe-Dans englische Kataloge aus den 1960ern zeigten seine Pfeifen und machten seinen Namen in Europa, Japan und den USA bekannt. In den letzten Jahren ist die Anzahl von Pfeifen beträchtlich heruntergegangen, aber er kann der Herausforderung eines schönen Stücks Bruyères nicht wirklich widerstehen. Die wenigen Pfeifen, die er macht, werden fast ausschließlich in Japan verkauft, wo er sei vielen Jahre sehr treue Kunden hat.
Pipe-Dan Copenhagen Shape Reformed 20 433 Estate
Obwohl 50 Jahre im Pfeifegeschäft ist Gert nicht sehr bekannt unter Pfeifenrauchern und Sammlern, wohl, weil er nie ein Teil der "Pfeifenszene" hat sein wollen und es nie einen Artikel über ihn in den bekannten Pfeifenzeitschriften gab. Nur die alten Stammkunden von Pibe-Dan verneigen ihr Haupt voller Anerkennung, wenn sein Name erwähnt wird. Auch hat er sich für lange Zeit mit industriellem Design und technischen Innovationen beschäftigt. Sein Sinn von Form und Funktion kann in einem Besteck-Satz, genannt „Prisma“, erkannt werden, den er gemeinsam mit einem Freund aus der Kindheit Anfang der 1960er entwickelte und der immer noch in großen Mengen auf der ganzen Welt verkauft wird. Er hat auch eine Anzahl von Patenten und er "erfand" die wahrscheinlich beste Flüssigkeit um Pfeifen zu reinigen weil sie den Rückstand auflöst, desinfiziert, und den Rauchkanal im Holm und dem Mundstück imprägniert.
Gert Holbek hat seine Pfeifenformen über die Jahre kaum geändert, man erkennt eine Holbek unschwer wieder. Nur partiell kann man erahnen, dass er ursprünglich mit Poul Rasmussen zusammen arbeitete; eventuell nur dadurch, dass viele seiner Pfeifen ziemlich hoch sind, und schlanke Köpfe haben. Seine sehr hohen Pfeifen, genannt Kamine (Chimney), wurden in Kooperation mit Pibe-Dan entwickelt. Seine Pfeifen sind fast asketisch (sein eigenes Wort.) Sie finden nie einen Ring, ein Zwischenstück oder jede Dekoration an einer Holbek Pfeife. Seine Formen haben weiche, aber federnde Linien mit weichem Übergang zwischen Kopf und Holm, und die Kante des Kopfes ist hauptsächlich konkav. Die glatten Pfeifen sind hauptsächlich Straight Grain in einem warmen rötlichen Walnuss-Finish. Vielleicht ist am typischsten für seine Pfeifen, dass er die Kanten des Bisses schräg laufend ausformt.
Stanwell
Wenn man über dänische Pfeifen berichtet, ist es unmöglich, die Bedeutung von Stanwell zu ignorieren. Im Gegensatz zu dem was eingangs postuliert wurde, gibt es nur einen geringen Widerspruch zwischen den Fabrikpfeifen von Stanwell und den Handmades. Sie sind zwei, sich gegenseitig befruchtende Seiten der kreativen dänischen Pfeifenszene. Schon in den 50ern begann Poul Nielsen Stanwell mit Sixten Ivarsson zu kollaborieren. Poul Nielsen Stanwell merkte, dass es darauf ankam, damit die Stanwell Fabrik erhalten blieb, außer den ganzen traditionellen Klassikern (Englische Formen) auch neue dänische Formen zu produzieren. Deshalb führte Stanwell mehrere der neuen Ivarsson Formen in die Serienfertigung ein, von denen viele immer noch in Produktion sind. Später trugen auch andere Pfeifenmacher Entwürfe für Stanwell bei.
Der 50. Jahrestags-Jubiläensatz von 6 Pfeifen von Stanwell ist eine Reminiszenz gegenüber dänischen Pfeifenmachern. Der Satz schließt eine Bulldogge (Stanwells erstes Pfeife von den 40ern) und fünf Pfeifen ein, die von Meistern des dänischen Pfeifenbaus geschaffen wurden: Sixten Ivarsson (2), Jess Chonowitsch, Anne Julie und Tom Eltang. Auch heute noch ist diese Kooperation fruchtbar; viele neue Stanwell-Formen werden von Pfeifenmachern geschaffen, während manche Pfeifenmacher ihre Pfeifen bei Stanwell sandstrahlen lassen. Zudem nutzen sie die Möglichkeit, sich dort, aus einer entsprechenden Auswahl besonders schöne Stücke Bambus oder sogar Plateaubruyèreklötze geben zu lassen.
Das Original 6er Set, erstellt von Anne Julie
In der Mitte 70er endete die Zeit der größeren Werkstätten. Sixten Ivarsson wurde zu alt, um Schüler auszubilden. Anne Julie zog es vor, ihre Werkstatt allein zu führen. W.O. Larsen schloss die Werkstatt und verpflichtete sich vertraglich, Straight Grain Pfeifen von einzelnen Pfeifenmachern zu kaufen und mit dem eigenen Namen zu stempeln. Auch viele Fabrikpfeifen und Semi-Freehands wurde unter W.O. Larsens Namen verkauft. Die Pfeifenmacher, die seit jener Zeit aufgetaucht sind, haben bei einem Pfeifenmacher oder in einer Pfeifefabrik gelernt, um sich dann selbständig zu machen. Durch „learning by doing“ entwickelten sie ihren eigenen Stil.
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