Wie
sie werden, was sie sind Georg Jensen Pipefabrik, DK-4623 Lilli
Skensved
Die Gründerin Frau Else Jensen mit Tochter
Lis und Sohn Per Georg
Es gibt
berühmtere Namen. Mein Name ist Per Georg Jensen - wie der meines Vaters, der am
11. November 1954 zusammen mit meiner Mutter in einem kleinen Kellerraum in
Kopenhagen, Dänemark, Pfeifen zu fertigen begann: GEORG JENSEN PIPES eben. Über
diese Pfeifen möchte ich Ihnen etwas erzählen. Über ihren wildnatürlichen
Ursprung und den langen, kunstreichen Weg, den sie durch unsere Werkstatt nehmen
müssen, bevor sie in die Hand eines kundigen Pfeifenrauchers gelangen -
vielleicht sogar in die Ihre... Möchten Sie mir ein wenig zuhören?
Die
„Wurzeln" aller Georg-Jensen Pfeifen liegen in der rauhen Bergwelt der
Mittelmeerländer - und dies in wortwörtlichem Sinne: Die Knollen des
Bruyere-Baums sind das natürliche Rohmaterial unserer Pfeifen.
In ihrer
Gestalt ähneln sie großen Sellerieknollen, und so werden sie auch von den Bauern
in mühevoller Arbeit ausgegraben und vorsortiert; zu Ebauchons zersägt, werden
sie gekocht, um ihnen die Gerbsäure zu entziehen, damit sie später nicht reißen.
Da der
Feuchtigkeitsgehalt nach dieser Prozedur schwankt, werden die roh beschnittenen
Ebauchons, auch „Kanteln" genannt, in Dänemark zunächst nur getrocknet.
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Zwei bis
vier Monate lang überprüfen wir sie mit Hilfe eines Feuchtigkeitsmessers, bis
sie den für die Verarbeitung notwendigen Feuchtigkeitsgehalt von 20 bis maximal
25 Prozent erreicht haben. |
Was
getrocknet wird, ist freilich nur ein Bruchteil der Ernte: 85 Prozent der
eingesammelten Knollen werden schon im Ursprungsland als pfeifenungeeignet
aussortiert. Von den restlichen 15 Prozent der Gesamternte finde ich für meinen
hohen Qualitätsanspruch nur zwei Drittel als geeignet. Wir ordern ausschließlich
„Extra-" und „Plateauqualität". Mit anderen Worten: Einsammeln, Liegen- lassen
und Wegwerfen stehen am Anfang der Georg-Jensen-Pfeifen-Produktion. Und die
Ebauchons, die dafür in Frage kommen, machen nicht einmal 10 Prozent der
ursprünglichen Ernte aus!
Die
Grundfrom
Für den
am Anfang jeder Pfeife stehenden ersten Arbeitsschritt gestatten Sie mir eine
philosophische Betrachtung.
Der
Meister entwickelt die Idee der Pfeife, die in dem rohen Holzklotz steckt; er
haucht ihm gleichsam die „Seele" ein.
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Oder auch
ganz prosaisch beschrieben: Der Ebauchon erhält die Grundform der künftigen
Pfeife - etwa die einer geraden Pfeife des klassisch englischen Typs oder aber
die der dänischen Art-, indem das überflüssige Material abgesägt wird.
Anschließend mit dem Tabakloch versehen, werden je vier
dieser Pfeifen-Urformen in eine Kopierfräse gespannt. Nicht mehr in jene, die
mein Vater noch selbst konstruiert hat, aber doch in selbst konstruiert hat,
aber doch eine ganz ähnliche.
Die
Bohrung
Wo Risse
und Ausbrüche des Materials sichtbar geworden sind, greift wieder das „Prinzip
der Auslese": Etwa 20 Prozent der Rohlinge müssen erneut aussortiert werden,
denn sie genügen den Ansprüchen an eine Georg-Jensen-Pfeife nicht. Was mit ihnen
geschieht? Sie dienen als Brennmaterial für meinen heimischen Kamin an langen
Winterabenden...
Je nach
Pfeifenform wird der Rauchkanal individuell gebohrt. Hier ist die sichere Hand
des Meisters besonders gefordert. Denn auch dieser schwierige Arbeitsgang muß
fehlerlos geschehen - wie es einer Georg-Jensen-Pfeife eben geziemt.
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Schließlich wird die Holmbohrung für den Mundstückzapfen
vorgenommen.
Das
Mundstück
Das
Mundstück aus Naturkautschuk ähnelt im Rohzustand einer Schwimmflosse, wie
Taucher sie benutzen. Es gibt dicke und dünne, breite und schmalere und alle
sind sie „mundgerecht".
Das
Mundstück, das der Meister wählt, muß zunächst dem Holm angepaßt werden. Das
geschieht mittels einer Fräse, die auf das vorgegebene Modell - also auf eine
Pfeife mit oder ohne Filter - eingestellt ist.
Die
zweite Anpassung ist schwieriger: an das ästhetische Empfinden des Auges und die
Formvorgabe des Modells. Falls Sie noch nicht wußten, was eigentlich ein
„Kunstgriff" ist - das Formen des Mundstücks ist einer! In 300 bis 400 Grad
heißer Luft erwärmt, wird das heiße Material zwischen Daumen und Zeigefinger im
Bruchteil einer Sekunde in die gewünschte Form gebogen - und fällt zischend ins
kalte Wasser: Die plumpe „Schwimmflosse" hat sich in ein elegantes Mundstück
verwandelt.
Hiermit
ist die Beschreibung der rein technischen Arbeitsabläufe beendet. Was jetzt
folgt, ist die Kosmetik, die der Pfeife zu jenem Aussehen verhilft, das sie so
begehrenswert macht.
Die
Ringe
Nur
ästhetischen Gestaltung, weniger zur funktionalen, gehört das Einfügen der
Ringe. Sie werden vorwiegend aus edlen Materialien hergestellt und passend zum
Pfeifenmodell ausgewählt.
Vorwiegend Ringe aus Bruyere-Holz oder Kulturbernstein
in verschiedenen Farbtönen - oft durch feine Silberringe getrennt - oder breite
Silberringe allein werden wie bei einer Intarsienarbeit um den Holm gelegt und
fest mit ihm verbunden.
Das
Schleifen
Das
Schleifen einer Georg-Jensen-Pfeife ist mehr als man wohl gemeinhin darunter
versteht. Dabei geht es nicht einfach um Glätte, sondern mindestens um
„Spiegelglätte", um das Verschwinden nicht nur jeder sichtbaren, sondern auch
jeder fühlbaren Unebenheit. Und es geht sogar um die Formgebung - wie bei den
individuellen Meisterstücken der Georg-Jensen „Masterpieces" etwa. Sie erhalten
ihre einmalige Form an einer 60er Korn-Schleifscheibe.
Auch beim
Schleifen des Pfeifenkopfes geht es zugleich um die Gestaltung der Details: Beim
„Top-Schliff" wird die Öffnung des Pfeifenkopfes rund oder flach, konisch oder
mit "gebrochener" Kante ausgearbeitet.
Der erste
der je fünf Schleifgänge zum Glätten für den Kopf und für die ganze Pfeife
erfolgt dann mit 120er-Korn auf handgeführten Schleifbändern; beim
abschließenden Schleifgang wird 500er-Korn verwendet werden.
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Doch
lassen Sie uns einhalten, denn auf der nun seidenmatten Oberfläche sind winzige
Einschlösse sichtbar geworden, die ihr Schönheitsempfinden stören könnten,
keinesfalls jedoch die Qualität herabmindern. Die Beseitigung erfolgt ähnlich
wie bei Zahnarzt.
Das
Füllen
Konsequent greift der Meister denn auch zum Zahnbohrer:
Umsichtig wie sein ärztlicher „Kollege" entfernt er die optischen Mängel und
setzt rings um die winzigen Einschlüsse eine Reihe schräger Bohrkanäle, um die
Füllung dort verankern zu können.
Sie wird
aus gemahlenem Bruyere-Holz, einem Bindemittel und einem Farbzusatz angerührt.
Genau wie dem Zahnarzt muß es dem „Kosmetiker" jedoch gelingen, die Füllmasse so
zu mischen, daß sie nach dem Einfärben der Pfeife nicht mehr zu sehen ist.
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Verständlich also, daß das Ergebnis dieser
Filigranarbeit nach erneutem Schleifen unter der Lupe kontrolliert wird. Ist es
nicht vollkommen zufriedenstellend, beginnt dieser Arbeitsgang von neuem.
Ist der
Meister zufrieden, kommt für alle ein spannender Augeblick: die Farbgebung.
Die
Farbgebung
Ich muß
gestehen, daß die erste Färbung, so geschwind sie auch abläuft, für mich immer
ein ganz besonderes, manchmal fast überwältigendes Erlebnis ist.
Das hat
zum einen mit der Beschaffenheit der Tönungsfarben selbst zu tun: Ich kenne sie
nicht! Sie sind das Geheimnis der Frauen unserer Familie, ein Wissen, das sie
nur unter sich von Generation zu Generation weitergeben.
Zum
anderen hat dieser Vorgang auch von seiner Wirkung er etwas „Mystisches". Denn
in diesem Augenblick wird zum erstenmal die Maserung des Holzes deutlich
erkennbar.
Und es
zeigt sich, ob die leise Hoffnung auf eine neue „Straight Grain" oder „Bird's
Eye" sich erfüllt hat oder nicht. 999mal werde ich enttäuscht, aber bei jeder
tausendsten Pfeife - rein statistisch gesehen - kann der Traum jedes
Pfeifenliebhabers Wirklichkeit werden.
Die
Maserung, einer Straight Grain ist vollkommen regelmäßig, möglichst dicht und
senkrecht.
Eine
weitere seltene und nicht minder edle Maserung weist die „Bird's Eye" auf. Hier
erinnert die Holzstruktur an Pfauenaugen: kreisrund mit mehreren
feingezeichneten Ringen. Wie bei einem Diamanten, dessen wahre Schönheit erst
der Kunstschliff erkennbar werden läßt, so entscheidet auch hier die bei der
Bearbeitung deutlich werdende „Lupenreinheit" der Zeichnung über den künftigen
Wert der Pfeife.
Aber nun
zurück zur Realität des Werkstatt-Alltags. Nach dem Einfärben trocknen unsere
Pfeifen 24 Stunden lang bei normaler Raumluft, bevor sie ein letztes und damit
fünftes Mal geschliffen werden (500er-Korn). Danach folgt die endgültige
Farbgebung.
Das
Finish
Sie
meinen, nun sei Ihre Georg Jensen-Pfeife endlich fertig? Weit gefehlt. Folgen
Sie mir doch bitte noch auf den letzten der über 80 Arbeitsschritte auf dem Weg
zu einer fertigen Jensen-Pfeife!
Georg-Jensen-Pfeifen bekommen ihren perfekten Glanz
nicht durch simples Lackieren, sondern durch mehrstufiges Polieren:
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Während
der ersten beiden Poliergänge werden alle nach der letzten Farbgebung eventuell
noch vorhandenen Farbreste an Mundstück, Holm und Pfeifenkopf entfernt. Beim
dritten Poliergang wird die Pfeife gewachst, um schließlich, nach sanftem
Pressen gegen eine letzte, wollweiche Polierscheibe ihren vollkommenen Glanz zu
erhalten.
Das
Ergebnis
Ausgebreitet auf einem strahlend weißen Leinentuch, das
sich im Glanz der Pfeifen makellos widerspiegeln muß, liegen unsere Modelle
schließlich zur Endkontrolle bereit. Selbst jetzt kommt es noch vor, daß ein
Stück den langen Weg in die Werkstatt zurückwandern muß - oder gar den kurzen
Weg in meinen Kaminkorb antritt...
Nachdem
jede Pfeife einzeln optisch zum letzten Mal geprüft worden ist, bekommt sie ihr
Zeugnis, ähnlich wie ein Schüler, der sein Abitur bestanden hat und mit der Note
Eins, Zwei oder Drei ausgezeichnet wird.
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Die
Zeugnisnoten finden sichtbaren Ausdruck auf dem Pfeifenholm: durch
unterschiedliche Schriftarten des Namens Georg Jensen.
Diese
Namensgebung ist das Gütesiegel einer handgearbeiteten Pfeife und signalisiert
dem passionierten Pfeifenraucher, daß er, wenn auch kaum erkennbar, ein Unikat
in Händen hält.
Zusätzlich wird in jedes Mundstück das Logo unseres
Hauses mit einer Folie eingeprägt.
Es war
angenehm, daß Sie mir zugehört haben. Darf ich zum Schluß noch einen Wunsch
äußern? Während der vielen Bearbeitungsgänge wurde jede Pfeife mit Sorgfalt,
aber auch viel Liebe und Einfühlungsvermögen behandelt, bis sie ihre endgültige
Gestalt angenommen hat. Sie verstehen jetzt vielleicht, warum ich zu Beginn von
„Seele" und „Atem einhauchen" gesprochen habe. Behandeln Sie nun Ihre Pfeife
genauso; sie wird es Ihnen danken und eine weite Strecke des Lebens mit Ihnen
zurücklegen.
Rohformen und Werkstücke, die den
Qualitätsanforderungen einer Georg-Jensen-Pipe nicht genügten…
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