Estervals Pipe House

Hersteller

Sillem´s

Havana Zigarren

Hersteller

Produkt Übersicht

My Own Blend

My Own Blend

Bei Poul Olsen, der an der „Österport Station" in Kopenhagen eines der wohl am meisten aus dem Rahmen fallenden dänischen Tabakwaren-Fachgeschäfte besitzt, besuchte Fred Bark anläßlich seiner Dänemark-Reise eine der alten Tabak-Bars, wie man sie heute nur noch in London oder - ganz auf modern gemacht - in Zürich findet. In ihnen kann sich der differenzierte Genüssen anstrebende Pfeifenraucher nach persönlichen Angaben seine eigene Mischung - My Own Blend - herstellen lassen.

Oft sind es nur wenige Fingerspitzen einer bestimmten Provenienz, die für die Eigenart der Mischung bestimmend ist. Dazu bedarf es größter Genauigkeit an der Waage

Wir hielten an einer breiten Brücke. „Österport Station" bedeutete mir mein Begleiter, bat mich auszusteigen und schlüpfte mit seinem Mercedes in eine gerade freigewordene Parklücke. Mühsam bahnen wir uns den Weg durch den mittäglichen Verkehrsstrom, in dem Fußgänger kaum noch eine Chance haben.

Dann stehen wir in einem Tabakwaren-Fachgeschäft, das allein schon durch seine gediegene und doch moderne Einrichtung, durch die Vielzahl der Marken in den Regalen und unter den Glasscheiben des Tresens jene Atmosphäre ausstrahlt, die immer dann zum Ausdruck kommt, wenn sich die Welt des Tabaks zu einem Stelldichein trifft.

Vom Geschäftsraum durch eine gläserne Pendeltür getrennt, passiere ich einen zu beiden Seiten mit Glasvitrinen ausgestatteten Gang, in denen sich die führenden Pfeifenmarken des In- und Auslands präsentieren. Am Ende dieses Ganges aber stoße ich auf das, was meine Neugierde reizte: die Tabak-Bar.

Trotz der Gewissenhaftigkeit, die hier herrschen muß, reicht es immer noch zu einem kleinen Erfahrungsaustausch mit dem persönlich erschienenen Kunden

Ein kleiner Vorraum, davon wiederum durch Glasscheiben getrennt, das Reich des Mischungsexperten. Um ihn herum auf Wandregalen eine Unzahl kleiner hölzerner Fäßchen, alte mit Ziffern versehen. Neben ihm ein respektabler Karteischrank, darauf ein Telefon. Vor ihm, an seinem Arbeitsplatz, ein Kupfertrog und eine Waage.

In dem Karteischrank lagern die Privatrezepte von über 4.000 Kunden, die jederzeit persönlich, telefonisch, durch Brief oder Telegramm hier ihren Nachholbedarf an ihrer eigenen Mischung, „My Own Blend", decken können. Es ist die Creme der Individualisten. Jedes Rezept ist auf einer Karteikarte mit dem Namen des Kunden und seiner Kundennummer festgelegt, die handschriftlich auf jede die Bar verlassende Dose aufgetragen wird.

Um den jeweiligen Mischungsvorgang zu vereinfachen, sind die einzelnen Provenienzen ebenfalls mit Ziffern versehen, die gleichen, die auch auf den hölzernen Fäßchen prangen. Man arbeitet eben so rationell wie möglich.

Der eigentliche Mischvorgang wird in einem Kupfertrog vorgenommen, wobei der Tabak etliche Male von Hand gewendet wird

Ich ziehe eine Kundenkarte. Der Name: Larsen. Und ich lese, wobei mir der Mischungsexperte die geheimnisvollen Zahlen übersetzt: 10% sehr leichten Virginia, 20% kräftig süßen Virginia, 10% Cavendish, 10% reinen, sehr trockenen Virginia, 5% Périque und 45% (!) Latakia. Eine andere Karte: Kristensen. Er hat gerade telefonisch drei Dosen bestellt, die heute noch an ihn abgeschickt werden sollen: 30% leichten Virginia, 55% kräftig süßen Virginia und 15% Latakia.

Fabrikant G. Kristensen hat drei Dosen seiner eigenen Mischung per Brief bestellt. Von der Kundenkarte liest der Mischungsexperte die einzelnen Anteile der verschiedenen Provenienzen ab und stellt nach ihr die Mischung zusammen

1.500 Kunden bestellen laufend, die übrigen von Fall zu Fall. Sie schreiben und telegrafieren nicht nur aus Dänemark, sondern aus aller Welt. Und während ich dem Mischungsexperten noch eine Weile bei der Arbeit zusehe, wird mir erst so richtig bewußt, daß ich in diesem Augenblick in einer Zentrale zur Erfüllung persönlichster Wünsche stehe.