Ein Besuch in
der Werkstatt von Poul Winsløw
Im August 2007 stand ein Besuch bei Poul Winsløw in Denmark an. Nach
einer sehr schönen Fahrt durch Dänemark bei strahlendem Sonnenschein, erreichten
wir das Haus von Poul Winsløw am späten Nachmittag.
Poul
rief uns während der Fahrt mindestens 10x an und fragte immer wo wir gerade
sind.
So war es nicht sehr
erstaunlich, daß Poul mit seiner Frau Jette winkend an der Straße stand, als wir
in dem kleinen Vor-Ort von Kopenhagen eintrafen und die Straße von Pouls Haus
erreichten.
Nach
einer herzlichen Begrüßung mit Kaffee und Kuchen durfte ich mich auf dem
Grundstück von Poul und Jette umsehen.
Mein
erstes Interesse bestand natürlich gleich darin die Werkstatt von Poul zu
begutachten.
Das
Haus von Poul und Jette steht mitten in einer kleinen Wohnsiedlung mit
wunderschönen Einfamilienhäusern.
Das
gesamte Grundstück von Poul Winsløw macht einen sehr gepflegten und gemütlichen
Eindruck und man fühlt sich gleich sehr wohl.
Die Werkstatt von Poul Winsløw liegt seitlich am Haus, als verlängerter
Schuppen vom Carport.
Gleich voran, wenn man die Werkstatt betritt, sieht man die Beizstation
der Werkstatt.
Auf der rechten Seite befindet sich noch ein kleines Lager.
Pfeifen, die nach der Beizung auf die Politur warten
Hier sieht man den Schwager von Poul, beim Aufarbeiten von Pfeifen.
Da demnächst die Dortmunder Pfeifenmesse anstand, lief die Produktion auf
Hochtouren.
Links vom Eingang kommt man direkt in die eigentliche Werkstatt.
Die
Werkstatt ist ein gemütlicher kleiner Raum und bietet gerade Mal Platz für die
drei. Dann wird
es aber auch schon eng und man sollte ein gutes Verhältnis zueinander haben,
um auf so engen
Raum den ganzen Tag zusammenzuarbeiten. ;-)
Man
sieht, hier wird gearbeitet und man weiß gar nicht wo man zu erst hinschauen
soll. Egal
wohin man schaut, alles ist sehr interessant und eindrucksvoll.
Der einzige feste Mitarbeiter und auch gleichzeitig die rechte Hand von
Poul Winsløw.
Poul
Winsløw wurde 1951 geboren. Im Alter von siebzehn Jahren begann er eine
Ausbildung zum Pfeifenmacher in der Werkstatt von Preben Holm.
Sein
bevorzugtes Objekt waren schon bald die Fancy-Pfeifen.
Sein
Lehrer nahm ihn zunächst in die Pflicht, die grundlegenden Dinge des Handwerks
zu lernen, bevor er seinen eigenen Stiel und eigene Shapes entwickeln durfte.
Auf
Grund seines Talentes lernte Poul Winsløw das Handwerk sehr schnell und wurde
schon sehr bald Werkstattmeister. Nach siebzehn erfolgreichen Arbeitsjahren mit
Preben Holm, entschied sich Winsløw dazu die Werkstatt zu verlassen und sich
selbstständig zu machen.
Er
verließ die Werkstatt als bestens ausgebildeter Pfeifenmacher mit breit
gefächerter Erfahrung. Er gründete seine eigene Werkstatt 1987, eine schwierige
Zeit, da die Freehandpfeifen in diesen Tagen schon ein rückläufiges Geschäft
waren.
Es war
kein einfaches Unterfangen seine Werkstatt zu gründen und eine eigene Linie
einzuführen, was er aber letztendlich mit einer Reihe mutiger Freehandpfeifen
geschafft hat.
Alle
Pfeifen aus der Werkstatt von Poul Winsløw sind so genannte Freehands, manches
Mal auch als Handcuts bezeichnet. Nur das beste Bruyerèholz aus Korsika und
anderen mediterranen Ländern wird verwendet.
Die
Designs haben als Erkennungsmerkmal ein Optimum an Harmonie in den Shapes. Jede
Pfeife hat ihren eigenen Charakter, ausgedrückt im Shape, einer speziellen Größe
und einer bemerkenswerten Oberflächenbehandlung.
Ständig strebt Poul Winsløw an, neue Akzente mit außergewöhnlichen
Rustifizierungen und der Verwendung kontrastreicher Applikationen aus Acryl und
anderen Materialien zu setzen. Bei der Oberflächenbehandlung wird eine spezielle
Farbbeize benutzt um den Kontrast des Grains vom Bruyerèholz hervor zu heben,
während silberne Bänder am Holm und im Shape des Mundstückes die Harmonie und
Schönheit des Objektes betonen.
Man
kann sagen, dass die Poul Winsløw Pfeife für den individuellen Raucher gestaltet
wird.
Seine
unkonventionellen und individuellen Variationen der klassischen Shapes wurden
schnell weltweit bekannt. Das Markenzeichen seiner Produkte sind zwei
nebeneinander im Mundstück eingelassene Silbernägel, ein größerer und ein
kleinerer.
Winsløw-Pfeifen werden in fünf verschiedenen Qualitätsstufen, durch
Buchstaben gekennzeichnet, unterteilt.
Dabei
sind die mit E gekennzeichneten Pfeifen die preiswerteste Gruppe. Die meisten
dieser Pfeifen sind rustifiziert oder sandgestrahlt, weil das Bruyerèholz nicht
ausdruckstark genug ist.
Gruppe
D hat ab und zu kleinste Löcher im Holz, aber die Qualität ist gut. Die C Auswahl zeigt ein
interessanteres Grain und mit der Kategorie B steigt die Qualität und Schönheit
noch einmal deutlich.
Nur
die Pfeifen der Klasse A haben nahezu perfekte Straight Grains.
Die
schönsten Pfeifen sind mit Goldornamenten und manches Mal mit edlen Steinen
verziert. Dabei sind die Raucheigenschaften bei allen Pfeifen exzellent.
Am hinteren Ende von Poul´s Garten steht ein weiterer kleiner Schuppen.
Hier geht Poul Winsløw seiner zweiten Leidenschaft, dem Malen nach.
Voller Stolz präsentiert hier Poul gerade das Werk, woran er gerade
arbeitet.
Allerdings wird dabei die Pfeifenproduktion nicht aus dem Blick gelassen
und der „Chef“
schaut hier persönlich nach dem rechtem.
Mit
Poul Winsløw zwei Tage verbringen zu können, war schon sehr eindrucksvoll. Wenn
nur nicht das Telefon wäre. Dieses klingelt hier im Minuten takt…
Nachdem wir in der Nacht noch Kopenhagen unsicher gemacht haben, mußten
wir uns schweren Herzens am nächsten Tag von Poul Winsløw verabschieden, denn
auf dem Rückweg stand noch ein Besuch von Stanwell an.
Vielen
Dank an Poul & Jette für diese schönen Stunden.
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